Der November hat ein Imageproblem. Die Tage werden kürzer und das Wetter immer ungemütlicher. Das letzte Weinfest ist längst abgebaut, für einen Besuch im Biergarten ist es zu kalt und für den ersten Glühwein zu früh. Kein Wunder, dass viele den Monat zum Anlass nehmen, ihr Netflix-Abo zu reaktivieren und es sich in zu Hause gemütlich zu machen. Zumindest in Heidelberg gibt es aber wundervolle Alternativen zum herbstlichen „Cocooning“ und wir haben den Überblick…
In Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen fällt das Herbstlaub traditionell im Takt des Jazz. Von Mitte Oktober bis Mitte November gibt sich hier alljährlich das Who is Who der internationalen Szene die Klinke in die Hand. In den 23 Jahren, die es das Enjoy Jazz Festival mittlerweile gibt, ist es Festivalleiter Rainer Kern gelungen, von Jan Garbarek über Herbie Hancock bis Till Brönner noch jede Jazzlegende ins Rhein-Neckar-Delta zu locken. Unser Tipp: Schnell noch Tickets für die letzten Enjoy-Jazz-Konzerte im Kulturhaus Karlstorbahnhof sichern. Konzertbeginn ist meistens um 21:00 Uhr, perfekt also um vorher in der Kulturbrauerei ein Abendessen zu genießen und anschließend in das nur fünf Gehminuten entfernte Konzerthaus zu laufen.
Wer Heidelberg von einer ganz neuen Seite kennenlernen möchte, der sollte das Konzert des Portico Quartet am 13.11. besuchen. Die vier jungen Briten überzeugen durch ihre rhythmische Spielweise und pulsierenden Beats. Besonders spannend: An diesem Abend treten erstmals Enjoy Jazz Musiker auf dem Gelände des „Patrick-Henry-Village“ auf. Die ehemalige amerikanische Kasernen-Siedlung mausert sich zusehends zu einem kulturellen Hotspot. Im Sommer findet dort alljährlich das Urban-Art-Spektakel Metropolink statt. Seit dem Herbst 2021 beheimatet der ehemalige amerikanische Supermarkt die sognannte „Metropolink´s Commissary“, die größte Street-Art-Gallery Heidelbergs. Diese besondere Location dient am 13.11. als Spielstätte.
Jazz-Musik ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber auf einen spannenden Filmabend können wir uns alle einigen. Wer kennt es nicht: Man springt auf Netflix von Filmcover zu Filmcover und denkt sich „kenne ich schon, kenne ich schon, ist nichts für mich…“ Wem die Lebenszeit zu schade ist, um sie mit einer koreanischen Gruselserie zu verplempern und sich dennoch für cineastische Neuigkeiten interessiert, dem empfehlen wir einen Besuch des Internationalen Filmfestivals Mannheim Heidelberg, kurz IFFMH. Das renommierte Festival feiert 2021 sein 70. Jubiläum und ist damit eines der traditionsreichsten seiner Art. Vom 11.-21. November werden in neun Spielstätten mehrere dutzend internationale Filme aus dem Bereich Arthouse-Kino gezeigt.
Allein im Newcomer-Wettbewerb „On The Rise“ konkurrieren 16 Filme (allesamt Deutschland-Premieren) aus 21 Ländern. Das IFFMH besticht aber nicht nur durch die spannende Auswahl internationaler Filme, sondern auch durch sein kompaktes Format. In Heidelberg liegen drei der insgesamt vier Spielstätten in fußläufiger Entfernung zueinander. Überaus praktisch: Der Weisse Bock liegt exakt auf halber Strecke zwischen Heidelberger Kunstverein und Gloria-Kino, die Kulturbrauerei wiederum auf halber Strecke zwischen Gloria- und Karlstorkino. Man muss kein Filmkritiker sein um zu erraten, welchen Filmtipp wir Festivalbesuchern geben: „Schaut euch an, was euch gefällt und kommt anschließend zum Abendessen vorbei.“
Gästen auf der Suche nach weiteren kulturellen November-Highlights in Laufnähe zu Kulturbrauerei und Weisser Bock empfehlen wir einen Blick ins Programmheft des Theaters der Stadt Heidelberg. Der dortige Spielplan begeistert ganzjährig durch seine außergewöhnliche Vielfalt. Schon allein im Marguerre-Saal ist den gesamten November über ein breites Spektrum an Inszenierungen geboten. Gezeigt werden das Tanztheater „Oscillation“ von Iván Pérez in Uraufführung, Molières Komödie „Tartuffe“, Ruggero Leoncavallos Oper Pagliacci (Der Bajazzo), Erich Kästners „Fabian“ und Vincenzo Bellinis Musiktheater „I Capuleti e I Montecchi“.
So windig, grau und düster der November uns auch erscheinen mag, es gibt 1000 gute Gründe um vor die Türe zu gehen und das reiche kulinarische und kulturelle Leben Heidelbergs in vollen Zügen zu genießen. Und auch für alle Kulturmuffel haben wir gute Neuigkeiten! Der Heidelberger Weihnachtsmarkt öffnet heuer bereits am 18. November seine Pforten. Wer also weder mit Jazz, noch mit Arthouse-Filmen oder urbaner Fassadenkunst etwas anzufangen weiß, der genehmigt sich einfach eine Tasse heißen Glühwein vom Weingut Adam Müller am Marktplatz und kehrt anschließend auf ein deftiges Mahl in die Kulturbrauerei ein.
Einen ereignisreichen November wünscht Familie Merz